Wenn Sie bei uns anrufen und nach einem Termin fragen bekommen Sie folgende Mail:
Im 1. Teil ein Text mit Informationen und Empfehlungen von uns,
im 2. Teil "Was ist Ihr Anliegen?" kommt Ihr Part.

Erst mal ein großes Kompliment an Sie:

Dass Sie etwas in Ihrem und im Leben Ihrer Familie verändern wollen. Zu uns kommen nämlich nicht die, die irgendwie "gestört" oder "Psycho" sind, sondern die, die nicht so weiter machen wollen wie bisher. Also die, die sehen können und wollen, was gut läuft und was nicht. Also diejenigen, die ein besseres Leben möchten.

Klar macht man das nicht unbedingt "freiwillig". Das machen nur die die merken: So wie jetzt will und kann ich nicht weitermachen.

Zu uns kommen also die, die sich nicht abfinden wollen, sondern sich mehr für Ihr Leben wünschen.

Also nicht die "Gestörten", sondern die Klügeren.

Gerade Jugendliche gehören zu diesen Klügeren. Sie wollen sich ein eigenes Leben erobern. Das müssen sie auch, wenn sie selbstständig werden wollen. Erwachsen. Das zu schaffen kann in Krisen führen. Vielleicht sogar schwere Krisen. Nicht weil ihr zu trotzig oder zu stur oder zu schwach oder irgendwie vielleicht "krank" seid. Sondern weil es schwer ist und ihr es manchmal wirklich schwer habt.

Manchmal muss man sich das erkämpfen. Neues aufzubauen ist anstrengend. Es gibt so viele Widerstände. Innere und äußere. Äußere Widerstände oder Erschwernisse zum Beispiel, wenn das Geld knapp ist. Eure Mutter allein mit euch ist und, weil sie eben viel arbeiten muss, weniger Zeit für euch hat, als sie eigentlich möchte. Und dadurch dann ausgelaugt und gestresst ist. Oder nur wenige Stunden am Tag arbeiten kann, weil es kaum Kindergartenplätze gibt. Dass Ihr kein eigenes Zimmer habt, weil ihr keine größere Wohnung bekommt oder zahlen könnt.

Äußere Widerstände gibt´s oft auch von den Eltern. Die vielleicht denken: "Das war früher so ein nettes und fröhliches Kind"! Auch für Eltern ist das anstrengend. Sie müssen sich zwar nicht für sich selbst Neues aufbauen, aber Neues zulassen. Wenn sie klug sind euch darin sogar bestärken.

Also an euch Kinder und Jugendliche: Habt Verständnis für eure Eltern. Das Leben als Familie läuft anders, als sie sich das vorher vorgestellt haben. Es läuft nicht nach Plan. zumindest nicht nach ihrem Plan.

Wichtig

Vorab ein paar Informationen und Hinweise für Sie:

Wie Sie ja sicherlich wissen gibt es leider zu wenige Kinder-und Jugendpsychiater/ -psychotherapeut:innen. Die Folgen von Corona verschärfen die Lage zusätzlich. Manche Praxen und Klinikambulanzen haben bereits einen Aufnahmestopp.

Das haben wir auch überlegt, möchten das aber auf keinen Fall. Das Problem aber bleibt natürlich: Dass wir abwägen und gewichten müssen: Was ist ein Notfall, was ist sehr dringend, was ist wichtig, aber nicht so eilig, was kann bei anderen Unterstützern gemacht werden, was kann die Familie und ihr Umfeld selbst tun und ihre eigenen Kompetenzen mehr nutzen als bisher, damit es besser wird ... Wahrscheinlich gibt es schon ganz viele gute Ideen und die, die sie haben, trauen sich nur nicht das zu sagen. Vielleicht haben sie Zweifel, ob sie ernst genommen werden. Oder gute Ideen bleiben unwirksam, weil es nur Streit gibt. Dann ändert sich nichts und alle sind frustriert. Dann ist unsere Aufgabe vielleicht nur, die guten Ideen, die ja da sind, zu bestärken. Wenn sie dann immer noch nicht ernst genommen werden können wir auch nichts tun.

Manche von denen, die sich bei uns melden, werden wir nicht einladen können. Weil wir das, was Sie als erstes brauchen, nicht anbieten können. Dass es dafür aber andere Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Bei anderen wird es wie überall vielleicht längere Wartezeit geben. Das teilen wir Ihnen dann mit.

Erst mal vereinbaren wir nur einen einzigen Termin.

Da sollten wir gemeinsam herausfinden: Was ist wem am Wichtigsten? (Das ist vielleicht ziemlich verschieden und dann alles wichtig. Was die (kleinen oder großen) Kinder meinen und was die Erwachsenen). Dann sollten wir gemeinsam schauen: Wer könnte was bei sich verändern? (Vermutlich mehr als der bzw. die denkt.) Und was kann er/sie für die anderen Familienmitglieder tun, damit sie bei sich leichter etwas verändern? In welcher Hinsicht braucht es Hilfe und was kann auch ganz anders gut gelingen?

Vielleicht zeigt sich, dass wir für dieses Ziel ein paar Termine brauchen. Oder dass sogar Termine über einen längeren Zeitraum das Beste wäre.

Rechnen Sie dabei mit einem Abstand zwischen diesen Terminen von ca. 4 Wochen. In besonderen Krisen schieben wir natürlich irgendwie einen Termin ein, wenn es dringend ist. Wenn Sie jetzt schon absehen können oder von anderen empfohlen wird, dass es eine Therapie mit häufigen Terminen mit wöchentlichem Abstand braucht, wenden Sie sich direkt an Psychotherapeut:innen, die in einer eigenen Praxis oder Praxisgemeinschaft arbeiten. (Adressen bekommen Sie u.a. bei der Kassenärztlichen Vereinigung.)

Meistens finden wir gemeinsam eine gute Lösung, wie es weiter gehen kann. Vielleicht wünschen sich manche Eltern mehr Termine als wir anbieten können oder für das Geeignetste halten. Vielleicht aber empfehlen wir eine längere Zeit für eine Therapie, weil wir sehen: Dieses Kind bzw. Jugendliche braucht mehr, als die Eltern merken.

Das Allerwichtigste:

Sie müssen nicht warten, bis Sie professionelle Unterstützung bekommen.

Vieles können Sie selbst tun. Und versuchen, verschiedene Lösungen auszuprobieren, wenn eine nicht klappt. Werden Sie kreativ!

Dazu ein paar wichtige Empfehlungen:

- Beschäftigen Sie sich damit, was in der heutigen Zeit unter Kindern und Jugendlichen weit verbreitet und für sie normal ist.

Das Leben hat sich zum Teil sehr verändert, manches ist leichter geworden, in anderem ist´s schwieriger, sich als Kind gut zu entwickeln. Und schwieriger, sich als Eltern gut zu entwickeln.

- Beschaffen Sie sich Literatur über das, was sie als Problem sehen.

Zum Beispiel über Ängste oder Depressivität, Verhaltensprobleme, z.B. aggressiv-oppositionelles Verhalten, schulische Schwierigkeiten, Drogenkonsum ... . Das eigene Wissen zu vertiefen hilft sehr, "spart Nerven" und verbessert die eigenen Fähigkeiten, mit den Problemen umzugehen. Wenn´s z.B. um Probleme geht, die es bei ADHS geben können brauchen Sie nicht unbedingt eine ärztliche Abklärung, ob Ihr Kind das vielleicht hat. Fangen Sie einfach an: Belesen Sie sich darüber. Dann können Sie differenzierter beobachten, bekommen Verständnis und lernen, wie sie mit solchen Verhaltensweisen umgehen können. (Im Prinzip brauchen Kinder mit ADHS dasselbe wie alle Kinder, nur noch verständnisvoller, durchdachter, eindeutiger und konsequenter. Sie brauchen möglichst kompetente Eltern. Also nicht sagen: "Ich bin ja kein Fachmann!". Genau das können und müssen Sie dann werden. Es lohnt sich für Ihre eigene Lebensqualität.)

- Bemühen Sie sich, als Eltern bzw. Lebenspartner eine gemeinsame Strategie zu entwickeln

und an einem Strang zu ziehen. Kleinere Unterschiede darf und muss es geben, das bereichert. Manche Kinder aber kommen schlecht damit zurecht, wenn Eltern sehr verschieden handeln und wissen dann nicht, woran sie sich orientieren sollen. Sie verlieren die elterliche Führung. Und gerade intelligente Kinder nutzen Uneinigkeit, um zu erreichen, was sie selbst durchsetzen wollen. D.h.: Intelligente Kinder brauchen genauso intelligente Eltern.

Weniger intelligente Eltern schimpfen dann über das Kind. Statt zu verändern, was sie ändern können, nämlich ihr eigenes Verhalten. Das ist eine gute Nachricht: Wenn Sie sich ändern wollen kann das frechste Kind das nicht verhindern.

- Suchen Sie ebenfalls eine gemeinsame Linie mit den Lehrkräften/Erzieher:innen.

Machen Sie sich klar: Alle möchten, dass das Kind gut zurecht kommt und sich überall, wo es ist, gut integrieren kann. Jeder/jede wünscht ja das in seinem Job zu schaffen, was sei Ideale sind. Jeder möchte mit sich zufrieden sein.

Sogar wenn Sie vieles nicht gut finden, was in der Schule bzw. Kindergarten etc. abläuft: Es gibt viele gemeinsame Interessen zwischen allen, die das Kind betreuen. Suchen Sie nach guten Kompromissen. (Sonst vergeuden alle ihre Energie, sich gegenseitig zu kritisieren!). Auch die Kinder selber suchen Lösungen. Manchmal haben sie sogar den besten Durchblick und spüren, worauf es ankommt. Wenn Eltern dem (kleinen oder großen oder sehr großen) Kind zeigen, dass sie seine Meinung wirklich erfahren möchten, teilen die Kinder das auch mit.

- Geben Sie Schwächen und Gefühle von Unsicherheit zu.

Sich selbst gegenüber, ihrem Partner, ruhig auch bei Freund:innen. Es ist ok, wenn man immer mal nicht weiter weiß. Das kennt jeder. Es ist normal. Wahrscheinlich ist der/die andere in vielem davon auch unsicher und traut sich nur nicht, das auszusprechen.

- Achten Sie auf sich selbst. Auf Ihre eigene Gesundheit, Ihre eigene Lebensqualität.

Eine gute Balance zwischen Beruf und Freizeit. Eine faire Arbeitsteilung zwischen den Lebenspartnern. Dass sich auch die Väter genauso für die Kindern verantwortlich fühlen (Leider nicht selbstverständlich. Manche denken wie noch vor 100 Jahren: Kinder betreuen ist Frauensache. Vielleicht tun sie dann so, als könnten sie das nicht so gut.) Besonders „Hausfrauen“ und „Hausmänner“ denken zu wenig an das, was sie für sich brauchen. Sie müssen sich Auszeiten geben. Vielleicht auch für sich erkämpfen. Auch darin sind Sie dann gute Vorbilder für Ihre Kinder: Dass auch die selbstständiger werden, sich ein gutes Leben aufzubauen. Und dass sie merken: Ich bin nicht das einzige, was dem Leben meiner Eltern Sinn gibt, sie haben ein eigenes Leben. Sie lernen die Grundlage von sozialem Verhalten. Anzuerkennen: Jeder hat Rechte und Pflichten. Beides ist wichtig.

Damit werden Sie schon viel erreichen und brauchen vielleicht gar keine Unterstützung.

Wenn doch gibt es ganz verschiedene gute Hilfsangebote:

Für vieles braucht man keinen Arzt oder Psychotherapeutin. Z.B.: Suchen Sie das Gespräch mit anderen Eltern, die Erfahrungen mit (mehr oder weniger "pflegeleichten") Kindern dieses Alters haben. Darüber hinaus gibt es Erziehungsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen (z.B. Juvemus bei Konzentrationsstörungen oder schulischen Problemen....), Pro Familia, Schulpsycholog:innen und Schulsozial:arbeiterinnen, Suchtberatungsstellen, Reha-Abteilungen des Arbeitsamts ... Informieren Sie sich auch über die verschiedenen Hilfsangebote des Jugendamts. Zum Beispiel deren Unterstützung durch eine sozialpädagogische Familienhilfe, die zu Ihnen nach Hause kommt, Sie umfassend kennenlernen kann und Sie berät.

Wenn Sie all das bedacht und verschiedenes ausprobiert haben merken Sie wahrscheinlich:

Wir kommen ja klar. Sie merken, dass Sie kompetenter sind als Sie dachten.

Wenn Sie sich dann aber doch professionelle Helfer:innen suchen wollen und dann - z.B. zu uns - kommen wollen, schildern Sie bitte (- fürs erste reicht kurz -):

Was ist ihr Anliegen ?
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