Informationen

 

für Eilige

-   In 1 Sekunde
-   in 11 Sekunden
-   in 33 Sekunden

für Interessierte

-   in 111 Sekunden
-   in 555 Sekunden


 
 (Anmerkung:  
 Diese Sekunden beziehen sich nur aufs Lesen. 
 Verstehen dauert länger
:)


 
 
 

                                      1  

Sekunde  


Herzlich willkommen!   :)
 
 


 
 

   11  

     Sekunden  

Erst mal ein Kompliment
dass Sie nach Unterstützung suchen. Sie gehören zu den Klügeren. 
Wir glauben schon, dass wir Ihnen weiterhelfen können. 
Vielleicht ein bisschen, vielleicht sehr viel. 
Vielleicht genau so, wie Sie's sich wünschen, vielleicht auch in anderer Weise, als Sie's erwarten. 
Jedenfalls:  Herzlich willkommen  :) 


 

 

   33  

     Sekunden  -

 Kurz und knapp das Wichtigste

 

-          Wir kümmern uns hier um alle Themen aus dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie 
  

-          Wir sind ein Team: 
In der Praxis arbeiten therapeutisch und (einer von uns) psychiatrisch-ärztlich: 

*   2 Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und 1 Psychotherapeutin

*   1 Arzt  (Herr Kracht-Neideck als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie - also dasselbe Fachgebiet, aber eben für Volljährige 


-          Zu uns kommen Kinder und Jugendliche zwischen 2 Jahren und bis zum 18. Geburtstag. Am häufigsten die 4-17-Jährigen. (Junge Menschen zwischen 18 bis zum 21.Geburtstag können noch zu Herrn Kracht-Neideck gehen, zu seinen Mitarbeiter:innen aber nicht mehr. Ausnahme: Die, die schon vorher bei uns Patient:innen waren können weiter kommen wie zuvor. 
  

-          Wir arbeiten mit verschiedenen Verfahren der Psychotherapie, machen wenn erforderlich verschiedene Testungen, die z.B. für die Erfolge in der Schule relevant sind. Wichtig ist natürlich immer auch die ärztliche Diagnostik, ob zuvor weitere Untersuchungen beim Hausarzt erforderlich sind. Falls notwendig behandeln wir auch medikamentös.

 

-          Psychotherapie machen wir gerne, können aber Termine nur in Abständen von höchstens alle 3-4 Wochen anbieten. Wichtig: Wer wöchentliche Termine braucht, sollte sich bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten/-in melden. 

 

-          Versicherte aller Krankenkassen sind willkommen, egal ob privat oder gesetzlich versichert. Da machen wir natürlich keine Unterschiede. Privat Versicherte werden also nicht benachteiligt. :) 


-          Termine immer nur nach Vereinbarung 

-           Ab und zu müssen wir die Warteliste schließen. In dieser Zeit können wir keinem neuen Patienten einen Termin geben. Das hat den Vorteil, auch für Sie, dass Wartezeiten nicht so lange werden. Wie es mit der Warteliste ist sehen sie bei „Aktuelles“.
 

-          Öffnungszeiten 

Montag, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 17.30 h,  Mittwoch und Freitag bis 14 h 

 

-          Kontakt:   Koblenz-Altstadt, Entenpfuhl 37

Telefon 0261-9144427,  email [email protected] 

 

 

 

 

 

   111  

     Sekunden  


Für Sie ein noch größeres Kompliment 

Dafür, dass Sie etwas in Ihrem und im Leben Ihrer Familie verändern wollen. Zu uns kommen nämlich die, die sehen können und sehen wollen, was bei ihnen gut läuft und was nicht so. Es kommen Menschen, die merken:  So, wie´s jetzt ist, soll es nicht bleiben. Also nicht die "Gestörten", sondern die Klügeren. Gerade Jugendliche gehören zu diesen Klügeren. Sie wollen sich ein eigenes Leben erobern. Manchmal muss man sich das erkämpfen. Neues aufzubauen ist anstrengend.  

  


Und jetzt ein paar Informationen 

Leider gibt es zu wenige Kinder- und Jugendpsychiater/ -psychotherapeut:innen. Das ändert sich ein kleines bisschen, aber nur langsam. Es reicht also nicht und die Wartezeiten werden lang. Zu lang. Das ist miserabel. 

Das können wir leider auch nicht ändern. Deshalb ist´s uns wichtig darauf hinzuarbeiten, dass Menschen sehen, was sie schon haben und können. Wo sie kompetenter sind als sie selber denken. Wahrscheinlich gibt es schon ganz viele gute Ideen bei den Familienmitgliedern selbst und/oder aus ihrem sozialen Umfeld. Z.B. auch bei ihren Freund:innen und Bekannten, Lehrern und Erzieher:innen. Manchmal bleiben gute Ideen ungehört, ignoriert oder aus anderen Gründen unwirksam. Dann ist unsere Aufgabe vor allem, diese guten Ideen zu bestärken, die schon da sind. Insbesondere die guten Ideen der Kinder und Jugendlichen müssen wir oft verstärken. Weil die eben gut sind. Damit sie nicht verloren gehen. 



Erst mal vereinbaren wir nur 1 einzigen Termin. 
Da wollen wir gemeinsam herausfinden: Was ist Ihr Wunsch? Was ist wem in der Familie am wichtigsten? Das ist nämlich manchmal ziemlich verschieden, was die (kleinen oder großen) Kinder meinen und was die Erwachsenen. Wenn das klarer ist schauen wir gemeinsam:  Wer könnte was bei sich verändern?  Und was kann er/sie für die anderen Familienmitglieder tun, damit sie bei sich leichter etwas verändern? Die gute Nachricht ist: Wenn ein Mensch sich ändern will, kann ihn niemand daran hindern. Man ist nicht abhängig davon, ob sich die anderen auch ändern. Durch diese Selbsthilfe findet man raus: Wo braucht man darüber hinaus tatsächlich einen Arzt und/oder Psychotherapeut:in, weil´s sonst nicht gut genug klappt.


Vielleicht reicht so ein einzelner Termin. z.B.
-   Weil wir Sie bestätigen und bestärken können: Sie können mehr als Sie denken. Vielleicht wissen das Wichtigste schon jetzt. Wir fördern das und Sie gehen motiviert und gestärkt hier raus. Eine solche Verabschiedung nach nur 1 Termin ist dann ein Kompliment an Sie. Natürlich können Sie sich später wieder melden, wenn´s dann doch nur halb gelingt.
 
   -   Vielleicht sind die Einschätzungen in Ihrer Familie auch zu verschieden - und Sie finden für sich keinen gemeinsamen Nenner. Vielleicht meint z.B. ein/eine Jugendliche zu ihren Eltern: "Es liegt doch an euch! Ihr habt ein Problem und nicht ich. Ich komm selbst ganz gut klar." Damit haben diese Jugendlichen dann auch oft recht. Es ist immer wieder beeindruckend, wie kompetent Jugendliche ihren Weg finden. Aber anders, als es sich die Erwachsenen wünschen - oft ein bisschen später. Weil´s vielleicht schwieriger war als die Eltern oder Lehrer:innen oder ... verstanden haben.
 
-   Oder weil die Probleme gar nicht psychosomatisch sind, wie man bisher dachte, sondern sehr auch eine körperliche Ursache hat. Dann braucht´s erst mal eine medizinische Abklärung - und dann wird´s klarer.
 
-   Oder wir machen keinen weiteren Termin mehr aus, weil wir das, was Ihr Kind vorrangig braucht, nicht umfassend genug anbieten können. bei Z.B. Entwicklungsstörungen, die besser von einem Kinderneurologen zu behandeln sind und nicht psychiatrisch-psychotherapeutisch. Oder bei Autismusspektrumstörungen (ASS): Wir können vorab einschätzen, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Probleme auf dieser Entwicklungsstörung beruhen. Wenn wir vermuten, dass wahrscheinlich ein ASS vorliegt empfehlen wir die Vorstellung in einer Spezialambulanz. Die haben die notwendigen umfassenderen Untersuchungsmöglichkeiten. Oder weil Ihr (kleineres oder großes) Kind eine intensive Psychotherapie braucht. 



Wichtig zu wissen:
Häufigere Termine als in Abstand von 4 Wochen können Praxen wie die unsere und auch Klinik-Ambulanzen nicht anbieten. Dafür gibt´s Psychotherapeut:innen, die in eigener Praxis wöchentliche Termine anbieten. Wenn Sie also jetzt schon absehen können - oder wenn Ihnen das von anderen sehr empfohlen wird - dass es eine Therapie mit Terminen mit wöchentlichem Abstand braucht, wenden Sie sich bitte direkt an solche Psychotherapeut:innen. Dann könnten Sie, wenn dort sehr lange Wartezeiten sind, sich dort anmelden - und vielleicht, bevor es da losgehen kann, vorab erst mal zu uns kommen und dann später zu diesen Psychotherapeut:innen wechseln. Deren Kontaktdaten bekommen Sie im Internet, aber auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung.  
  
  



   555 

    Sekunden  



Für Sie ein 

ganzganzgroßes 

Kompliment


Dafür, dass Sie etwas in Ihrem und im Leben Ihrer Familie verändern wollen - und sich 555 
Sekunden Zeit dafür nehmen! Zu uns kommen also wie gesagt nicht die, die irgendwie "gestört" oder "psycho" sind, sondern die, die nicht so weiter machen wollen wie bisher. Die, die sehen können und sehen wollen, was gut läuft - und was eben nicht so gut. Also diejenigen, die ein besseres Leben möchten. 
Das macht man nicht unbedingt freiwillig. Sich etwas zu wünschen erzeugt Leidensdruck. Das machen nur diejenigen, die merken:  So, wie´s mir jetzt geht, will und kann ich nicht weitermachen. 

Zu uns kommen also die, die sich nicht abfinden wollen und, zu Recht, an sich glauben. Dass sie sich sich durch Krisen rauskämpfen können. Sie sind nicht durch eine Störung in ihnen selbst als Persönlichkeit „gestört“ und müssten sich damit abfinden: Sondern durch Störungen, die erst mal von außen kommen oder kamen - und dann nach innen wirken. Das stört und macht verstört. Das macht es schwerer, so zu leben wie sie „ungestört“ gerne leben würden - und leben könnten.
Zu uns kommen also die Klügeren.
 
Gerade Jugendliche gehören zu diesen Klügeren. Sie wollen sich ein eigenes Leben erobern. Das müssen sie auch, wenn sie selbstständig werden wollen – und das wollen alle. "Erwachsen" werden,  kann zwischendurch ziemlich Angst machen.
Das zu schaffen kann in Krisen führen. Nicht weil diese Jugendlichen zu stur oder zu trotzig oder "verhaltensgestört" oder zu schwach oder irgendwie vielleicht "krank" seid. Sondern weil es oft wirklich schwer ist.
Manchmal  muss man sich das hart erkämpfen. Es gibt so viele Widerstände. Innere und äußere:
Äußere Widerstände oder Erschwernisse
sind zum Beispiel, die die Kinder und manchmal auch die Eltern selbst nicht ändern können: Weil z.B. das Geld knapp ist. Wenn z.B. eure Mutter allein mit euch ist und, weil sie eben irgendwie genug Geld verdienen muss, weniger Zeit für euch hat, als sie eigentlich möchte - und dadurch dann ausgelaugt und gestresst ist und schneller gereizt. Oder dass sie nur wenige Stunden am Tag arbeiten kann, weil man so schwer einen Platz im Kindergarten kriegt, und dadurch das Geld schnell knapp wird. Dass Ihr kein eigenes Zimmer habt, weil ihr keine größere Wohnung bekommt oder nicht bezahlen könnt. Es ist schlimm, dass unsere Gesellschaft Familien mit Kindern oft zu wenig unterstützt.

Äußere Widerstände gibt´s oft auch von den Eltern.  Die vielleicht denken, wenn sie ratlos sind:  "Das war früher so ein nettes und fröhliches Kind! Hoffentlich wird er bzw. sie bald wieder so!“ Auch für Eltern ist das anstrengend: Sie müssen sich zwar erst mal nicht für sich selbst Neues aufbauen, aber Neues zulassen. Das zulassen, was in ihren Kindern geschieht. Wenn eure Eltern klug sind werden sie euch darin bestärken, eigene Wege zu gehen. (Auch wenn Eltern immer wieder stöhnen, weil es anstrengend ist: Ursprünglich wollten sie das ja:  Kinder bekommen, die irgendwann groß werden. Und dann sind sie überrascht, dass die Kindern tatsächlich größer und anders werden  :)  So ist das halt: Das Leben bietet viele Überraschungen. Weil das Leben eben lebendig ist. 
Also an euch Kinder und Jugendliche: 
Habt Verständnis für eure Eltern. Das Leben als Familie läuft anders, als sie sich das vorher vorgestellt haben. Es läuft nicht alles nach Plan. Zumindest nicht nach ihrem bisherigen Plan. 
 
Und es gibt innere Widerstände.
Die zu sehen ist schwieriger, aber häufig sind sie die wichtigsten. Man kommt nicht weiter, weil frühere einprogrammierte Verhaltens- und Erlebensmuster automatisch ablaufen und man immer wieder in derselben Endlosschleife landet. Es braucht sozusagen dringend ein Update. Das zu merken ist schwer - und eine unangenehme Wahrheit. Man muss sich dann eingestehen: Es liegt an mir, wenn ich immer wieder in demselben Schlamassel lande. Aber wenn man sich das bei sich zu erkennen traut, kann´s voran gehen. Dann kann´s losgehen mit dem Updaten. Es entsteht ein neues Programm. Eines, das für die Gegenwart passt und nicht in der Vergangenheit festhängt - und festhält.
So ein bremsendes blockierendes altes Programm kann z.B. ein Gefühl sein, sich nicht freistrampeln zu dürfen, weil man gebraucht wird. Weil man seine Funktion erfüllen muss. Den Erwartungen anderer gerecht werden muss. (Schlimmerweise: Das machen öfters Frauen bei ihren Männern. Früher war nämlich das herrschende Programm: Männer sind mehr wert als Frauen. Zum Glück bekommt dieses veraltete Programm jetzt endlich ein Update, ist aber noch nicht überall installiert.) Oder ein Vater, obwohl er schon lange erwachsen ist, noch immer die Erwartungen seiner schon alten Mutter erfüllen will - die so die Mächtigste bleibt, mächtiger als seine Partnerin. Auch Kinder tun das für ihre Eltern: Aus Verantwortungsgefühl folgt: "Ich muss brav und angepasst bleiben, damit die Mama nicht traurig wird." Dadurch entstehen tiefe Schuldgefühle und Depressivität. Natürlich.
Das zu merken ist dann keine Krankheit!  Eine Depression, die daraus folgt, ist dann die Chance zu erkennen: Wenn´s so weitergeht geht´s nur noch bergab. Die "Seele" zwingt dann zu erkennen: Dieses Programm führt in den Abgrund. Depressivität ist dann also keine Krankheit, sondern eine gesunde Reaktion. Eine kluge Schlussfolgerung. Dieser Mensch merkt:  Ich muss noch mal ganz neu hinschauen. Ich brauche einen anderen Weg. Wo´s nicht abwärts geht, sondern aufwärts.
   

Wie gesagt und Sie ja auch selber wissen, gibt es leider zu wenige Kinder- und Jugendpsychiater/ -psychotherapeut:innen. Die Folgen des Corona-Lockdown verschärfen die Lage zusätzlich. Die Kinder und Jugendlichen dieser Generation sind schwer getroffen. Die Älteren fanden den Schutz ihrer eigenen Gesundheit wichtiger. Verständlich, dass sie sagten:  Da müssen die Kinder halt Rücksicht nehmen.
Diese Kinder und Jugendlichen haben´s deshalb aber schwerer, sich altersgemäß zu entwickeln, vor allem seelisch und sozial. Dafür können sie nichts - und ihre Eltern natürlich auch nicht.
Es ist schlimm, aber ja nun mal nicht zu ändern: Wir müssen mit unseren Grenzen leben. Akzeptieren, dass wir einiges machen können und vieles andere eben nicht, was wir gerne anbieten würden. Oder gerne intensiver machen würden.

Manche Praxen und Klinikambulanzen haben bereits einen Aufnahmestopp. Wir leider zwischendurch auch immer mal. Es macht keinen Sinn, finden wir, Termine für in einem 3/4 Jahr auszumachen, wo ihr das Problem vielleicht ja schon irgendwie anders angegangen seid und es schon besser geworden ist. Wo ihr es selbst geschafft mit euren eigenen Fähigkeiten - oder auch mithilfe anderer. Wenn wir wieder einigermaßen bald Termine für neue Patient:innen anbieten können, kann´s wieder losgehen. Wie´s jeweils aussieht steht unter dem button "Aktuelles".
 
Nun kennen das ja alle. Wirklich alle. Besonders Eltern müssen das, es geht gar nicht anders:  Die Möglichkeiten sind begrenzt. Die finanziellen und die zeitlichen - und die Kraft, die man dafür aufbringen kann. Wie viele alleinerziehende Mütter bzw. Väter würden gerne weniger arbeiten und diese gewonnene Zeit ihren Kindern widmen. Es geht aber nicht. Oder gar, wenn sie alleinerziehend sind, mit mehreren Kindern. Das ist schmerzlich für Eltern. Wenn sie realisieren müssen: Ich kann dem nicht wirklich gerecht werden, was meine Kinder brauchen. Immerhin aber - zumindest in den reicheren Ländern: Alle können überleben. Das ist für viele Eltern in anderen Teilen der Welt gar nicht selbstverständlich. Es hilft sich zu sagen: Wir haben´s in Europa vergleichsweise echt gut.
 
Natürlich sehen wir irgendwie zu, Termine einzuschieben. Wenn´s wirklich dringend ist. Es ist leider aber in allem so, dass wir abwägen und gewichten müssen:  Was ist ein Notfall, was ist sehr dringend, was ist wichtig aber nicht so eilig, was kann bei anderen Unterstützern gemacht werden, was kann die Familie und ihr Umfeld selbst tun und ihre eigenen Kompetenzen mehr nutzen als bisher, damit es besser wird.
Lest dazu das, was wir hier geschrieben haben bei „Was ihr selbst tun könnt“.
 
Wie oben bei „111 Sekunden“ schon weniger ausführlich gesagt: Wir hoffen immer und arbeiten also darauf hin, dass Menschen sehen, was sie gar nicht von anderen bekommen müssen - sondern ja schon haben. Das ist meist viel: Wahrscheinlich gibt es schon ganz viele gute Ideen bei den Familienmitgliedern selbst und/oder aus ihrem sozialen Umfeld. Die ihre Ideen auch äußern würden, sich aber selbst nicht ernst genug nehmen - oder sich nicht trauen – diese Ideen auch auszusprechen. Kinder z.B.: Vielleicht haben sie Zweifel, ob ihnen überhaupt einer zuhören will, wenn sie eine andere Meinung haben. Oder etwas sagen, wo sie fürchten, dass Eltern das als Kritik verstehen und ärgerlich werden. Und ob sie dem, was die Kinder sagen, eine Bedeutung geben.
Oder dass gute Ideen unwirksam bleiben, weil es nur Streit gibt. Wenn jeder seine Gereiztheit am anderen auslässt. Sich mal ungehemmt Luft zu machen ist ja verzeihlich. Es ist mal tatsächlich eine Entlastung. Aber nur, wenn´s ein "reinigendes Gewitter" ist. Sonst hilft es zwar kurz, sich zu entladen, mittelfristig aber macht das oft alles schlimmer: Es knallt, aber verändert wird nichts - und alle sind frustriert und gestresst und es knallt bald wieder und wieder und wieder. Dann ist unsere Aufgabe vielleicht nur, die guten Ideen, die ja in diese Familie da sind, zu bestärken. Z.B. eben die der Kinder und Jugendlichen. Wenn sie dann immer noch nicht ernst genommen werden, bieten wir einen Termin nur für die Eltern an. Wenn die aber nichts ändern können wir auch nichts tun. Dann haben wir keine Chance - und die Kindern haben´s weiter schwer.
   
   
Erst mal vereinbaren wir nur 1 einzigen Termin
(Das hier steht schon oben bei "in 111 Sekunden", aber ein paar Zeilen daraus kurz noch mal)
In diesem Termin sollten wir gemeinsam herausfinden: Was ist wem am wichtigsten? Dann sollten wir gemeinsam schauen:  Wer könnte was bei sich verändern?  Und was kann er oder sie für die anderen Familienmitglieder tun, damit sie bei sich leichter etwas verändern können? Das Gute ist: Wenn ein Mensch sich ändern möchte, kann ihn niemand daran hindern. Die frechsten Kinder nicht und die nervigsten Geschwister nicht – und auch nicht die stursten Eltern :)   Man ist nicht davon abhängig, ob sich die anderen auch ändern. Das wäre natürlich gut, wenn man einen neuen gemeinsamen Weg findet. Gute Kompromisse. Typisch ist die trotzige Boykott-Reaktion: "Solange der/die sich nicht ändert, ändere ich auch nichts! Jetzt ist erst mal der dran!"  (Ja, man lacht darüber, aber so läuft´s doch nun mal. Eigentlich ja bei jedem immer mal.)



Vielleicht reicht so ein einzelner Termin
Der Anfang steht schon bei "in 111 Sekunden". Hier nur ein paar Bemerkungen zusätzlich:
-   Vielleicht sind die Einschätzungen in eurer Familie auch zu verschieden - und Sie finden für sich keinen kleinsten gemeinsamen Nenner. Vielleicht meint z.B. ein/eine Jugendliche zu ihren Eltern: "Ihr habt ein Problem und nicht ich. Ich komm selbst ganz gut klar." 
Damit haben diese Jugendlichen dann auch oft recht. 
Es ist immer wieder beeindruckend, wie kompetent Jugendliche ihren Weg finden. Aber anders, als es sich die Erwachsenen wünschen und meist ein bisschen später, als die Erwachsenen gerne hätten. Weil die Jugendlichen Wege gehen, die aus Sicht der Erwachsenen unnötige Umwege sind. Aber: Wie können die Eltern das wissen? Es ist doch nicht ihr Leben. Sie haben nicht genug Durchblick, um zu verstehen: Das war genau der richtige Weg. Mit genau dem richtigen Tempo. Oder zumindest 1 richtiger Weg unter anderen, die auch möglich gewesen wären. Dann kommt öfters von genervten Eltern der Spruch: "Jetzt tust du endlich mal was für die Schule! Wurde aber auch mal Zeit! Das hättest du schon vor 2 Jahren machen können!"  Klar, hätte man. Vielleicht. Aber ist ja eigentlich ein ziemlich arroganter Spruch. Von gestressten und erschöpften Eltern. Man kann sie ja auch verstehen. Natürlich stimmt das machmal. Aber, seien wir doch mal ehrlich: Gilt das nicht für alle? Dass man schon ein bisschen früher was bei sich hätte ändern können?
 
-   Vielleicht ist so eine Behandlung bei uns nur kurz, also vielleicht nur ein paar Termine. Es kann auch sein, dass sich bei diesem ersten Termin schon zeigt, dass wir für dieses Ziel miteinander länger brauchen werden. Vielleicht z.B. alle 4 oder alle 6 Wochen und für 1 bis 2 Jahre. Manche Jugendlichen kommen sogar noch länger. Das tun wir gerne - und täten das gerne öfters. Es geht aber nur bei manchen. Dieser Realität müssen wir und Sie sich stellen. Für uns selbst ist das manchmal schwer auszuhalten. Ein Dilemma zwischen der uns wichtigen Fürsorglichkeit - und einem Verpflichtungsgefühl, bei Problemen für neue Patient:innen zur Verfügung zu stehen. Wenn wir aber unsere Grenzen zu oft überschreiten und unsere Kräfte überfordern ist das für niemanden gut.  
 
Noch mal, weil´s so wichtig ist für Sie zu wissen, s.o. unter "111 Sekunden": 
Häufigere Termine als in Abstand von 4 Wochen können Praxen wie die unsere und auch Klinik-Ambulanzen nicht anbieten. Gehen Sie dafür zu Psychotherapeut:innen, die wöchentliche Termine anbieten und dann natürlich weniger, meist "nur" 20-30 Patienten betreuen.
 
Vorweg zu sagen, damit Sie nicht enttäuscht sind: Meistens finden wir gemeinsam eine gute Lösung, wie es weiter gehen kann. Vielleicht wünschen sich manche Eltern mehr Termine als wir anbieten können - oder auch mehr als das, was wir selbst für das Geeignetste halten. Es kommt vor, wenn auch nicht so häufig, dass Eltern das Gefühl entwickeln: "Die nehmen uns nicht ernst und begreifen nicht, wie groß unser Leidensdruck und unsere Ratlosigkeit ist." Natürlich kann das passieren. Aber glaub ich eher selten. Wir kommen vielleicht aber zu der Einschätzung, dass es andere und letztlich vielleicht bessere Lösungen gibt. Oder dass Eltern in uns vor allem eine Verstärkung suchen, die dasselbe, was Eltern bei ihrem Kind erreichen wollen, noch mal und möglichst energisch und wirksam den Kind sagen. Um quasi den Druck zu erhöhen, um das Ziel zu erreichen: Dieses Kind muss sich ändern. Und zwar so genau in der Weise, wie die Erwachsenen das für richtig halten. Das kann man im Prinzip niemandem vorwerfen! Wir alle suchen ständig Koalitionen. Verbündete, damit man seine Wünsche und Bedürfnisse besser durchsetzen kann. Wenn jeder zu seinem Recht kommt ist das auch voll in Ordnung. Wenn´s nicht Scheuklappen erzeugt oder blind macht oder egoistisch.


Natürlich können wir uns irren. Das wissen wir ja und merken dann später vielleicht mal selbst: Wir haben uns tatsächlich geirrt. Haben etwas einseitig wahrgenommen, überhört, übersehen, falsch gewichtet, falsch verstanden ... Natürlich sind solche Irrtümer ein Dämpfer für eine solche Familie. Vielleicht eine Enttäuschung. Hoffentlich keine Entmutigung. Wenn solche unzufriedenen Eltern uns das sagen, z.B. indem sie später noch mal deswegen anrufen, ist das ja auch nicht so schlimm. Dann können wir und die Familie das nochmal durchdenken und vielleicht noch mal anders erklären. Oder vielleicht auch korrigieren. 
Irrtümer sind aber meist keine Katastrophe. Fürsorgliche und engagierte Eltern lassen nicht locker. Und (große oder kleine) Kinder, die sich entwickeln wollen, geben meist auch nicht auf. Sie kämpfen weiter. Mit den Eltern oder, wenn´s mit denen zusammen nicht gelingt, auch gegen die Eltern und sonstigen Erwachsenen. Diese Kinder stellen sich dann vielleicht quer, werden "schwierig", und wenn´s ihnen konstruktiv nicht gelingt, versuchen sie´s vielleicht auch destruktiv. Eigentlich ist das aber gar nicht „destruktiv“: Vielleicht treten sie um sich, um sich "freizustrampeln". Um sich in die Freiheit zu strampeln  :)
 Das merken Eltern manchmal dann erst Jahre später. Und sagen, wenn sie ehrlich (und mutig) sind: "Wir haben uns geirrt. Unser Kind war gar nicht destruktiv. Wir haben´s bloß nicht begriffen. Es hatte eigentlich genau recht."
 So kann´s also uns auch gehen. Dass uns später vielleicht klar wird:  Die Eltern hatten recht, wenn sie sich über uns geärgert haben. Oder dass das Kind bzw. der/die Jugendliche recht hatte, wenn es über uns enttäuscht war. Sie fühlten sich nicht richtig verstanden - und dabei war ihnen das so wichtig. 
Gut ist, wenn wir das erfahren. Wenn man Missverständnisse klären kann. Wenn man sich dann vielleicht entschuldigen kann. Das tun wir natürlich auch, wenn´s echt an uns lag. Entschuldigen können und dürfen wir uns natürlich nicht, wenn wir unangenehme Wahrheiten sagen und um des Kindes willen sagen müssen. Dann bleiben wir beharrlich: Für das Kind und eine gute Zukunft dieser Familie dürfen wir diesen Aspekt, diese unangenehme Wahrheit, nicht verschweigen.
Meist klappt´s aber doch ganz gut, zu ähnlichen Ideen zu kommen. 
  

Vielleicht ist´s aber auch mal andersherum:  Dass wir eine längere Zeit für eine Therapie empfehlen. Etwa wenn wir sehen:  Dieses Kind bzw. Jugendliche braucht mehr, als die Eltern merken. Vielleicht denkt auch mal eine Jugendliche: "Eine Psychotherapie wünsch ich mir ja eigentlich schon, aber anderen geht´s ja bestimmt schlechter. Ich komm ja irgendwie klar." Das ist eine falsche Bescheidenheit: Sie fühlen sich nicht so wichtig, weil sie zu wenig Selbstwertgefühl haben. Dann sagen wir: Das siehst du ganz einseitig. So stimmt es nicht. Du bist wichtig. Es ist gut verständlich und sogar richtig, wenn du fühlst, dass es dir schlecht geht. Und außerdem: Das Entscheidende ist nicht, wem es wie schlecht geht, sondern wer sich verändern und seine Chance nutzen will.

 

 

 

 



Erst mal ein großes Kompliment 

 

Dafür, dass Sie etwas in Ihrem und im Leben Ihrer Familie verändern wollen. Zu uns kommen nämlich nicht die, die irgendwie "gestört" oder "psycho" sind, sondern die, die nicht so weiter machen wollen wie bisher. Also die, die sehen können und sehen wollen, was gut läuft und was nicht. Also diejenigen, die ein besseres Leben möchten. 
Klar macht man das nicht unbedingt freiwillig. Sich etwas zu wünschen erzeugt Leidensdruck. Das machen nur diejenigen, die merken:  So, wie´s mir jetzt geht, will und kann ich nicht weitermachen. 
Zu uns kommen also die, die sich nicht abfinden wollen. Sie sind nicht „gestört“ durch eine Störung in ihnen, sondern durch Störungen um sie herum, die nach innen wirken - und dabei stören, so zu leben wie sie „ungestört“ gerne leben würden und leben könnten.
Zu uns kommen also die Klügeren. 



Gerade Jugendliche gehören zu diesen Klügeren. Sie wollen sich ein eigenes Leben erobern. Das müssen sie auch, wenn sie selbstständig werden wollen – und das wollen alle. "Erwachsen" werden,  kann zwischendurch ziemlich Angst machen. Das zu schaffen kann in Krisen führen. Nicht weil ihr zu trotzig oder zu stur oder zu schwach oder irgendwie vielleicht "krank" seid. Sondern weil es oft wirklich schwer ist. 
Manchmal  muss man sich das erkämpfen. Neues aufzubauen ist anstrengend. Es gibt so viele Widerstände. Innere und äußere. Äußere Widerstände oder Erschwernisse zum Beispiel, wenn das Geld knapp ist. Wenn z.B. eure Mutter allein mit euch ist und, weil sie eben irgendwie genug Geld verdienen muss, weniger Zeit für euch hat, als sie eigentlich möchte - und dadurch dann ausgelaugt und gestresst ist und schneller gereizt. Oder dass sie nur wenige Stunden am Tag arbeiten kann und so das Geld schnell knapp wird, weil man so schwer einen Platz im Kindergarten bekommt gibt. Dass Ihr kein eigenes Zimmer habt, weil ihr keine größere Wohnung bekommt oder bezahlen könnt. Es ist schlimm, wie wenig unsere Gesellschaft Familien mit Kindern unterstützt. 


Äußere Widerstände gibt´s oft auch von den Eltern. Die vielleicht denken, wenn sie ratlos sind:  "Das war früher so ein nettes und fröhliches Kind Hoffentlich wird er bzw. sie bald wieder so!“ Auch für Eltern ist das anstrengend: Sie müssen sich zwar erst mal nicht für sich selbst Neues aufbauen, aber Neues zulassen. Das, was in ihren Kindern geschieht. Wenn sie klug sind werden sie euch auch darin bestärken, eigene Wege zu gehen. (Auch wenn Eltern immer wieder stöhnen, weil es anstrengend ist, wollten sie das ursprünglich ja:  Kinder bekommen, damit die irgendwann groß werden. Das werden die dann auch  :)
   
 Also an euch Kinder und Jugendliche:  Habt Verständnis für eure Eltern. Das Leben als Familie läuft anders, als sie sich das vorher vorgestellt haben. Es läuft nicht alles nach Plan. Zumindest nicht nach ihrem Plan. 

 

 

PS, zur (halben) Entschuldigung:  

Was hier alles steht ist ziemlich viel geworden, stimmt. Manche Leute sagen: „Das ist echt zu viel. Das alles wollen die, die mal auf so eine Website geraten, doch gar nicht lesen!“  Naja, schon, stimmt vielleicht. Einerseits. Ist ja aber auch nicht schlimm: Die lesen dann eben einfach nicht weiter. Oder überfliegen alles mal so kurz. 

Es ist so lang geworden, weil ich ja hoffe, dass es nützlich ist. Auch für die, die gar nicht in so eine Praxis kommen wollen, sondern hier nur mal kurz reinschauen. Dann freuen sie sich, wenn sie lesen:  Toll, ich brauche gar keinen Therapeuten! (Das dachten sie nämlich eigentlich vorher schon  :)

 


    
  

Jetzt mal ein paar Informationen 

 

Wie Sie ja sicherlich wissen, gibt es leider zu wenige Kinder- und Jugendpsychiater/ -psychotherapeut:innen. Die Folgen von Corona verschärfen die Lage zusätzlich. Manche Praxen und Klinikambulanzen haben bereits einen Aufnahmestopp. Wir zwischenzeitlich immer auch mal. Es macht ja keinen Sinn, finden wir, Termine für in einem 3/4 Jahr auszumachen, wo ihr das Problem vielleicht ja schon irgendwie anders angegangen sind. Andere Wege eingeschlagen haben. Wo ihr es selbst geschafft mit euren eigenen Fähigkeiten - oder auch mithilfe anderer. Wenn wir wieder einigermaßen bald Termine für neue Patient:innen anbieten können, kann´s wieder losgehen. 
  
 Es ist schlimm, aber ja nun mal nicht zu ändern: Wir müssen mit unseren Grenzen leben. Akzeptieren, dass wir einiges machen können und vieles andere eben nicht, was wir gerne anbieten würden. Oder gerne intensiver machen würden.


 Nun kennen das ja alle. Wirklich alle. Besonders Eltern müssen das, es geht gar nicht anders:  Die Möglichkeiten sind begrenzt. Die finanziellen und die zeitlichen - und die Kraft, die man dafür aufbringen kann. (Wie viele alleinerziehende Mütter bzw. Väter würden gerne weniger arbeiten und diese gewonnene Zeit ihren Kindern widmen. Es geht aber nicht. Oder gar wenn sie alleinerziehend sind mit mehreren Kindern. Das ist schmerzlich für Eltern einzugestehen: Ich kann dem nicht wirklich gerecht werden, was meine Kinder brauchen. Immerhin aber, zumindest in den reicheren Ländern: Alle können überleben. Das ist für viele Eltern in anderen Teilen der Welt gar nicht selbstverständlich. Es hilft sich zu sagen: Vergleichsweise haben wir´s in Europa echt gut. 
  
Natürlich sehen wir irgendwie zu, Termine einzuschieben. Wenn´s wirklich dringend ist. Es ist leider aber in allem so, dass wir abwägen und gewichten müssen:  Was ist ein Notfall, was ist sehr dringend, was ist wichtig aber nicht so eilig, was kann bei anderen Unterstützern gemacht werden, was kann die Familie und ihr Umfeld selbst tun und ihre eigenen Kompetenzen mehr nutzen als bisher, damit es besser wird. Lest dazu das, was wir hier geschrieben haben bei „Was ihr selbst tun könnt“.


Wir hoffen immer und arbeiten also darauf hin, dass Menschen sehen, was sie gar nicht von anderen bekommen müssen, sondern ja schon haben. Das ist meist viel: Wahrscheinlich gibt es schon ganz viele gute Ideen bei den Familienmitgliedern selbst und/oder aus ihrem sozialen Umfeld. Die ihre Ideen auch äußern würden, sich aber selbst nicht ernst genug nehmen - oder sich nicht trauen – diese Ideen auch auszusprechen. Kinder z.B.: Vielleicht haben sie Zweifel, ob ihnen überhaupt einer zuhören will, wenn sie was Kritisches sagen. Oder etwas sagen, wo sie fürchten, dass Eltern das als Kritik verstehen und sich ärgern. Und ob sie dem, was die Kinder sagen, eine Bedeutung geben. 

Oder gute Ideen bleiben unwirksam, weil es nur Streit gibt. Wenn jeder seine Gereiztheit am anderen auslässt. Sich mal ungehemmt Luft macht. Das ist ja auch mal tatsächlich wichtig, wenn´s ein "reinigendes Gewitter" wäre. Sonst hilft es zwar kurz, sich zu entladen, mittelfristig aber macht das alles schlimmer: Es knallt, aber verändert wird nichts - und alle sind frustriert und gestresst. Dann ist unsere Aufgabe vielleicht nur, die guten Ideen, die ja in diese Familie da sind, zu bestärken. Z.B. eben die der Kinder und Jugendlichen. Wenn sie dann immer noch nicht ernst genommen werden, können wir auch nichts tun. Dann haben wir keine Chance.
   
  
  
   

Erst mal vereinbaren wir nur 1 einzigen Termin

Da sollten wir gemeinsam herausfinden: Was ist wem am wichtigsten? Das ist nämlich vielleicht ziemlich verschieden. Was die (kleinen oder großen) Kinder meinen und was die Erwachsenen. Dann sollten wir gemeinsam schauen:  Wer könnte was bei sich verändern?  Und was kann er oder sie für die anderen Familienmitglieder tun, damit sie bei sich leichter etwas verändern können? Das Gute ist: Wenn ein Mensch sich ändern möchte, kann ihn niemand daran hindern. Die frechsten Kinder nicht und die nervigsten Geschwister nicht – und auch nicht die stursten Eltern :)   Man ist nicht davon abhängig, ob sich die anderen auch ändern. Das wäre natürlich gut, wenn man einen neuen gemeinsamen Weg findet. Gute Kompromisse. Typisch ist die trotzige Boykott-Reaktion: "Solange der sich nicht ändert, ändere ich auch nichts! Jetzt ist erst mal der dran!"  (Ja, man lacht darüber, aber so läuft´s doch nun mal. Eigentlich ja bei jedem immer mal.)
  
  

Vielleicht reicht so ein einzelner Termin

z.B.
  
  -   weil wir Sie erinnern können: Sie können mehr als Sie denken und wissen alles Wichtige oft eigentlich schon jetzt. Sie müssten es dann "nur" auch umsetzen. Eine solche Verabschiedung nach nur 1 Termin ist dann eigentlich ein Kompliment an Sie. Sie müssen nicht kommen. Sie brauchen uns nicht!
  
  -   oder weil wir und/oder Sie merken, dass wir das, was Sie sich wünschen, gar nicht in der Weise anbieten können, wie Sie´s brauchen. Zum Beispiel eine Psychotherapie mit wöchentlichen Terminen.


  -   Vielleicht sind die Einschätzungen in eurer Familie auch zu verschieden - und Sie finden für sich keinen kleinsten gemeinsamen Nenner. Vielleicht meint z.B. ein/eine Jugendliche zu ihren Eltern: "Ihr habt ein Problem und nicht ich. Ich komm selbst ganz gut klar." 

Damit haben diese Jugendlichen dann auch oft recht. Es ist immer wieder beeindruckend, wie kompetent Jugendliche ihren Weg finden. Aber anders, als es sich die Erwachsenen wünschen und meist ein bisschen später, als die Erwachsenen gerne hätten. Weil die Jugendlichen Wege gehen, die aus Sicht der Erwachsenen unnötige Umwege sind. Aber: Wie können die Eltern das wissen? Es ist doch nicht ihr Leben! Sie haben nicht genug Durchblick, um zu verstehen: Das war genau der richtige Weg. Mit genau dem richtigen Tempo. Oder zumindest 1 richtiger Weg unter anderen, die auch möglich gewesen wären. Dann kommt öfters von genervten Eltern vielleicht der Spruch: "Jetzt tust du endlich mal was für die Schule! Wurde aber auch mal Zeit! Das hättest du schon vor 2 Jahren machen können!"  Klar, hätte man. Aber ist ja eigentlich ein ziemlich arroganter Spruch. Von gestressten und erschöpften Eltern. Natürlich stimmt das. Aber, seien wir doch mal ehrlich: Gilt das nicht für alle? Dass man schon ein bisschen früher was bei sich hätte ändern können?


-   Oder es zeigt sich bei diesem ersten Termin, dass wir für dieses Ziel für Sie ein paar Termine brauchen. Oder dass sogar Termine über einen längeren Zeitraum das Beste wäre. Z.B. alle 4 Wochen und vielleicht sogar für 1-2 Jahre oder länger. Das tun wir gerne - und täten das gerne öfters. Es geht aber nur bei manchen. Dieser Realität müssen wir und Sie sich stellen. Für uns selbst ist das manchmal schwer auszuhalten. Ein Dilemma zwischen der uns wichtigen Fürsorglichkeit - und einem Verpflichtungsgefühl, bei großen Problemen zur Verfügung stehen zu wollen. Auch ja für neue Patient:innen. Wenn wir aber unsere Grenzen zu oft überschreiten und unsere Kräfte überfordern ist das für niemanden gut. 
  
  


Noch mal, weil´s so wichtig ist für Sie zu wissen: 
Häufigere Termine als in Abstand von 4 Wochen können Praxen wie die unsere und auch Klinik-Ambulanzen nicht anbieten. Dafür gibt´s Psychotherapeut:innen, die allein oder mit anderen zusammen in einer eigenen (ausschließlich psychotherapeutischen) Praxis arbeiten und da wöchentliche Termine anbieten. Die können dementsprechend aber auch nur relativ wenig Patienten behandeln. 
Wenn Sie also jetzt schon absehen können - oder wenn Ihnen das von anderen sehr empfohlen wird – also dass es eine Therapie mit Terminen in wöchentlichen Abständen braucht, wenden Sie sich direkt an solche Psychotherapeut:innen. Deren Kontaktdaten bekommen Sie im Internet und auch bei der Kassenärztlichen Vereinigung.  


  
Meistens finden wir gemeinsam eine gute Lösung, wie es weiter gehen kann. Vielleicht wünschen sich manche Eltern mehr Termine als wir anbieten können - oder auch mehr als das, was wir selbst für das Geeignetste halten. Es kommt vor, wenn auch nicht so häufig, dass Eltern das Gefühl entwickeln : "Die nehmen uns nicht ernst und begreifen nicht, wie groß unser Leidensdruck und unsere Ratlosigkeit ist." Natürlich kann das passieren. Aber glaub ich eher selten. Wir kommen vielleicht aber zu der Einschätzung, dass es andere und letztlich vielleicht bessere Lösungen gibt. Oder dass Eltern in uns vor allem eine Verstärkung suchen, die dasselbe, was sie bei ihrem Kind erreichen wollen, noch mal und möglichst energisch und wirksam den Kind sagen. Um quasi den Druck zu erhöhen, um das Ziel zu erreichen: Dieses Kind muss sich ändern. Und zwar so wie die Eltern das für richtig halten. Vielleicht ist das auch richtig, mit Druck aber von noch noch mehr Erwachsenen erreicht man letztlich aber gar nicht. Außer dass die Kinder sich noch mehr zurückziehen, sich abkapseln oder noch „schwieriger“ werden.
Ganz wichtig: Das kann man im Prinzip niemandem vorwerfen! Wir alle suchen ständig Koalitionen. Verbündete, damit man sich besser durchsetzen kann. Das ist in gewissen Grenzen auch voll in Ordnung. Wenn´s nicht blind macht.
Natürlich können wir uns irren. Das wissen wir ja und merken dann später vielleicht mal selbst: Wir haben uns tatsächlich geirrt: Wir haben etwas einseitig wahrgenommen, überhört, übersehen, falsch gewichtet, falsch verstanden ... Natürlich sind solche Irrtümer ein Dämpfer für eine solche Familie. Vielleicht sogar eine Enttäuschung. Hoffentlich keine Entmutigung. Wenn sie's uns sagen, z.B. indem sie später noch mal deswegen anrufen, ist das ja auch nicht so schlimm. Dann können wir und die Familie das nochmal durchdenken. Wir können es vielleicht noch mal anders erklären. Oder vielleicht auch unsere Einschätzung korrigieren. 
Irrtümer sind meist keine Katastrophe. Fürsorgliche und engagierte Eltern lassen nicht locker. Und (große oder kleine) Kinder, die sich entwickeln wollen, geben meist auch nicht auf. Sie kämpfen weiter. Stellen sich vielleicht quer, werden "schwierig", und wenn´s ihnen konstruktiv nicht gelingt, versuchen sie´s vielleicht auch destruktiv. Eigentlich ist das aber gar nicht „destruktiv“: Vielleicht treten sie um sich, um sich "freizustrampeln". Um sich in die Freiheit zu strampeln  :)

Das merken Eltern manchmal dann erst Jahre später. Und sagen, wenn sie ehrlich - und mutig sind: "Wir haben uns geirrt. Unser Kind war gar nicht destruktiv. Wir haben´s bloß nicht begriffen. Es hatte eigentlich recht."
So kann´s also uns auch gehen. Dass uns später vielleicht klar wird:  Die Eltern hatten recht, wenn sie sich über uns geärgert haben. Oder dass das Kind bzw. der/die Jugendliche recht hatte, wenn es über uns enttäuscht war. Sie fühlten sich nicht richtig verstanden - und dabei war ihnen das so wichtig. 
Gut ist, wenn wir das erfahren. Wenn man Missverständnisse klären kann. Man sich vielleicht entschuldigen kann. Das tun wir natürlich auch, wenn´s echt an uns lag.
Meist klappt´s aber doch ganz gut. 
  
Vielleicht ist´s aber auch mal andersherum:  Dass wir eine längere Zeit für eine Therapie empfehlen. Etwa wenn wir sehen:  Dieses Kind bzw. Jugendliche braucht mehr, als die Eltern merken. Vielleicht denkt auch mal eine Jugendliche: "Eine Psychotherapie wünsch ich mir ja eigentlich schon, aber anderen geht´s ja bestimmt schlechter. Ich komm ja irgendwie klar." Das gibt´s. Ist aber eine falsche Bescheidenheit: Sie fühlen sich nicht so wichtig, weil sie zu wenig Selbstwertgefühl haben. Sie sind aber wichtig. Dann sagen wir: Das Entscheidende ist ja nicht, wem es wie schlecht geht, sondern wer sich verändern und an sich arbeiten will.